Neulich beim AMS

Eine sehr genau nacherzählte Geschichte einer Freundin, die in 20 berufstätigen Jahren hohe Sozialversicherungsbeiträge einbezahlt hat, ihren Job verlor, als Selbständige nicht weiterkam und dringend wieder arbeiten möchte.

Betreuerin: Tag.

Eva: Guten Tag, schön, dass es endlich soweit ist!

Betreuerin: Wie meinen Sie das denn???

Eva: Naja, ich habe mich vor zwei Monaten arbeitssuchend gemeldet und warte seither auf einen Beratungstermin bei Ihnen.

Betreuerin: Aha. Ähm. Ja und was kann ich denn für Sie tun?

Eva: Also ich bin davon ausgegangen, dass Sie dafür da sind, einen Job für mich finden. Oder dass Sie mir dabei behilflich sein werden, einen zu finden.

Schweigen…

Betreuerin: Was haben Sie denn die letzten Monate so gemacht?

Eva: Ich hab versucht, selbständig Fuß zu fassen, Geld zu verdienen, mit …. leider nicht sehr erfolgreich. Überall wird nur eingespart und abgebaut.

Betreuerin: Aha. Ja.

Eva: Es gäbe da eine Ausbildung, die mir helfen könnte, meine Kenntnisse auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen…Gibt es eine Möglichkeit, dafür eine Förderung zu bekommen?

Betreuerin: Ha, wir haben heuer kein Geld mehr für Ausbildungen. Und wieviel es nächstes Jahr geben wird, ist noch nicht klar. Und wenn wir Ausbildungen bezahlen, dann auch nur die, die direkt vom AMS vermittelt werden. Sie können da ja mal auf der Homepage schauen.

Eva: Aha… Also, wenn Sie meinen Lebenslauf, meine Berufserfahrung, meine Ausbildungen ansehen – vielleicht fällt Ihnen ja eine Möglichkeit ein, die passen könnte und auf die ich bisher nicht selbst gekommen bin?

Betreuerin: Ich kann Sie bei den …Berufen einbuchen bei der Vermittlung, dann würden wir vielleicht eher etwas für Sie finden.

Eva: Aber genau in den Bereichen habe ich es doch monatelang erfolglos probiert.

Betreuerin: Aha. Aja.

Eva: Und mit der Ausbildung, die ich vom Stiftungsprogramm nach der Kündigung gefördert bekam, bekomme ich nicht einmal einen Gewerbeschein. Geschweige denn eine Anstellung irgendwo. Wie wäre es denn, wenn ich es in der Erwachsenenbildung probieren würde? Ich mein, ich kann doch so viel, ich weiß doch so viel…?

Betreuerin: Dafür brauchen Sie auch erst einmal diese und jene Ausbildung. Und damit finden Sie auch keine Anstellung, sondern höchstens fixe freie Arbeitsverhältnisse. Meist in Zusammenhang mit Programmen, die vom AMS mit angeboten werden. Und da da einiges eingespart werden wird, sehe ich nächstes Jahr schon hunderte solche Trainer vor der AMS-Tür stehen. Wäre also keine gute Wahl.

Eva: Aha.

Betreuerin: Also, dann sehen wir beim nächsten Termin im Jänner weiter.

Eva: Das ist in zwei Monaten! Haben Sie denn nicht irgendeine Empfehlung für mich, für die Zwischenzeit?

Betreuerin: Hm…

Eva: Was ist mit einem Computerführerschein? Ich könnte doch zumindest einen Computerführerschein machen in der Zeit!

Betreuerin: Ja, das geht immer, das könnten Sie dann auch in Ihrem Lebenslauf dazuschreiben. Warten Sie… Der nächste freie Informationstag dafür wäre in sechs Wochen. Der Start für den Kurs, wenn Sie sich dafür entscheiden, dann frühestens Anfang nächsten Jahres.

Eva: Aha. Na das dauert ja noch ewig bis dahin! Und sonst?

Betreuerin: Hm…Es gibt eine Organisation, die ein Mentoring-Programm für höher qualifizierte Frauen, die arbeitssuchend sind, anbietet. Ich rufe dort an und mache einen Termin für Sie, wenn Sie möchten.

Eva: Ja, gerne, ich bitte darum!

Betreuerin: Oaje, Termine dort gibt es auch erst wieder nächstes Jahr.

Eva: Aha. Oaje.

Betreuerin: Also, Ihren nächsten Termin bei uns im Jänner, den kriegen Sie dann über das ems-Konto zugeteilt, das wird aber bei einer Kollegin sein, wir wechseln da gerade…

Eva: Oaje, das klingt mühsam, also organisatorisch mein ich, für Sie…

Betreuerin: Nein, das ist schon gut so, das ist sogar gewollt. Oft hat ein Berater einen anderen, neuen Blick auf Arbeitssuchende, den man selbst nicht gehabt hat.

Eva: Aha. Na dann.

Betreuerin: Wiedersehen.

Eva: Wiedersehen.

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